Was ist Durability und warum ist sie wichtig?
Du kennst das vielleicht. Im Training läuft alles perfekt. Deine FTP-Tests zeigen starke Werte. Deine VO₂max ist auf einem guten Level. Aber im Wettkampf? Da brichtst du ein. Warum? Weil traditionelle Leistungstests nur den "frischen" Zustand messen. Sie sagen dir nicht, wie du performst, wenn du bereits ermüdet bist.
Durability ist die Fähigkeit, physiologische Leistungsparameter auch bei Ermüdung aufrechtzuerhalten. Es ist ein Konzept, das erst kürzlich als eigenständiger Leistungsfaktor anerkannt wurde. Während VO₂max und FTP den ausgeruhten Zustand messen, beschreibt Durability die Leistung im ermüdeten Zustand.
Forschung von Spragg et al. (2023) zeigt, dass Durability über eine Saison hinweg stark variiert und durch Trainingscharakteristiken beeinflusst wird. Besonders hohes Zone-1/2-Volumen verbessert die Durability. Das ist besonders relevant für Triathleten, bei denen die Laufleistung nach dem Radfahren entscheidend ist.
Die Wissenschaft ist klar: Die Leistung im ermüdeten Zustand ist ein besserer Prädiktor für den Wettkampferfolg als die Leistung im ausgeruhten Zustand. Wenn du verstehst, wie Durability funktioniert, kannst du gezielter trainieren und bessere Wettkampfergebnisse erzielen.
Das Problem: Traditionelle Metriken messen nur die halbe Wahrheit
Die meisten Ausdauersportler verlassen sich auf traditionelle Metriken wie VO₂max, FTP oder Laktatschwelle. Diese Werte werden im ausgeruhten Zustand gemessen. Das Problem: Im Wettkampf bist du nicht ausgeruht. Du bist ermüdet. Und genau dann zählt es.
Typische Probleme mit traditionellen Leistungsmetriken:
- Sie messen nur den frischen Zustand: VO₂max und FTP werden im ausgeruhten Zustand gemessen. Sie sagen dir nicht, wie du performst, wenn du bereits mehrere Stunden unterwegs bist.
- Sie überschätzen die Wettkampfleistung: Ein Athlet kann eine hohe FTP haben, aber eine schlechte Durability. Im Wettkampf bricht die Leistung dann stark ein.
- Sie ignorieren Ermüdungsmechanismen: Traditionelle Tests berücksichtigen nicht, wie sich die Leistung unter Ermüdung verändert. Sie zeigen dir nicht, wo deine Limitierung im ermüdeten Zustand liegt.
- Sie führen zu falschen Trainingsentscheidungen: Wenn du nur auf FTP trainierst, verbesserst du vielleicht deine frische Leistung, aber nicht deine Leistung im ermüdeten Zustand.
- Sie erklären nicht Wettkampfunterschiede: Warum performst du im Training besser als im Wettkampf? Traditionelle Metriken können das nicht erklären. Durability schon.
Das Fatale: Diese Probleme zeigen sich besonders bei langen Wettkämpfen. Du startest stark, aber nach ein paar Stunden brichtst du ein. Warum? Weil deine Durability nicht ausreicht. Weil du nicht gelernt hast, im ermüdeten Zustand zu performen.
Die Lösung: Durability gezielt trainieren
Die moderne Wissenschaft zeigt: Durability ist trainierbar. Du kannst lernen, im ermüdeten Zustand besser zu performen. Hier ist, wie du Durability gezielt trainierst:
1. Hohes aerobes Trainingsvolumen (Zone 1/2)
Forschung von Spragg et al. (2023) zeigt, dass hohes Zone-1/2-Volumen die Durability verbessert. Längere Ausfahrten und Läufe im moderaten Bereich stärken deinen aeroben Motor und verbessern deine Fähigkeit, im ermüdeten Zustand zu performen.
Warum funktioniert das? Zone-2-Training verbessert die mitochondriale Dichte, die Fettverbrennung und die metabolische Flexibilität. All das hilft dir, auch bei Ermüdung noch Energie zu produzieren und die Leistung aufrechtzuerhalten.
Praktisch: Plane 2-3 lange Zone-2-Einheiten pro Woche. Diese sollten 2-4 Stunden dauern. Je länger, desto besser für die Durability.
2. Metabolische Flexibilität trainieren
Metabolische Flexibilität bedeutet, dass dein Körper sowohl Fett als auch Kohlenhydrate effizient verbrennen kann. Je flexibler dein Stoffwechsel ist, desto besser kannst du auch bei Ermüdung Energie produzieren.
Wie trainierst du das? Durch längere, moderate Belastungen mit reduzierten Kohlenhydraten. Train Low, lange Zone-2-Einheiten mit reduzierter Carb-Aufnahme, und progressive Belastung über mehrere Stunden.
Praktisch: Einmal pro Woche eine lange Zone-2-Einheit (3+ Stunden) mit reduzierten Kohlenhydraten (z.B. 30g KH/Stunde statt 60g). Das trainiert deine Fettverbrennung und verbessert deine metabolische Flexibilität.
3. Widerstand gegen Muskelschäden
Bei Ermüdung entstehen Muskelschäden. Je besser dein Körper mit diesen Schäden umgehen kann, desto besser ist deine Durability. Du trainierst das durch progressive Belastung über mehrere Stunden.
Wie funktioniert das? Durch längere Belastungen gewöhnt sich dein Körper an die Ermüdung. Die Muskeln werden widerstandsfähiger gegen Schäden. Die Reparaturmechanismen werden effizienter.
Praktisch: Progressive Belastung über 3+ Stunden. Starte moderat und steigere die Intensität im letzten Drittel. Das trainiert deine Fähigkeit, auch bei Ermüdung noch Power zu produzieren.
4. Widerstand gegen zentrale Ermüdung
Zentrale Ermüdung entsteht im zentralen Nervensystem. Je besser dein Gehirn mit Ermüdung umgehen kann, desto besser ist deine Durability. Du trainierst das durch Gewöhnung an lange Belastungen und mentales Training.
Wie funktioniert das? Durch regelmäßige, lange Belastungen gewöhnt sich dein Gehirn an die Ermüdung. Es lernt, auch im ermüdeten Zustand noch auf dem Gas zu bleiben. Mentales Training hilft zusätzlich.
Praktisch: Regelmäßige lange Einheiten (3+ Stunden) mit Fokus auf Pacing und mentale Resilienz. Lerne, auch bei Ermüdung noch konzentriert und motiviert zu bleiben.
Brick-Sessions: Die Geheimwaffe für Triathleten
Für Triathleten sind Brick-Sessions besonders effektiv. Das sind Kombinationen aus Radfahren und Laufen, die genau die Situation im Wettkampf simulieren. Nach mehreren Stunden Radfahren direkt ins Laufen zu wechseln trainiert deine Durability gezielt.
Praktisch: Einmal pro Woche eine Brick-Session. 2-3 Stunden Radfahren im Zone-2-Bereich, gefolgt von 30-60 Minuten Laufen. Das trainiert deine Fähigkeit, auch im ermüdeten Zustand noch eine starke Laufleistung zu erbringen.
So trainierst du Durability gezielt
Die Theorie ist wichtig. Entscheidend ist, was du daraus im Alltag machst. Hier ist dein praktischer Leitfaden, wie du Durability gezielt trainierst:
1. Längere Zone-2-Einheiten planen
Hohes Zone-1/2-Volumen ist der Schlüssel zur Durability. Plane 2-3 lange Zone-2-Einheiten pro Woche. Diese sollten 2-4 Stunden dauern. Je länger, desto besser für die Durability.
Praktisch: Einmal pro Woche eine sehr lange Zone-2-Einheit (4+ Stunden). Zweimal pro Woche mittlere Zone-2-Einheiten (2-3 Stunden). Das trainiert deinen aeroben Motor und verbessert deine Durability.
2. Brick-Sessions für Triathleten
Für Triathleten sind Brick-Sessions besonders effektiv. Nach mehreren Stunden Radfahren direkt ins Laufen zu wechseln trainiert deine Durability gezielt.
Praktisch: Einmal pro Woche eine Brick-Session. 2-3 Stunden Radfahren im Zone-2-Bereich, gefolgt von 30-60 Minuten Laufen. Das simuliert die Wettkampfsituation und trainiert deine Fähigkeit, auch im ermüdeten Zustand noch eine starke Laufleistung zu erbringen.
3. Progressive Belastung über 3+ Stunden
Progressive Belastung über mehrere Stunden trainiert deine Durability effektiver als isolierte FTP-Intervalle. Starte moderat und steigere die Intensität im letzten Drittel.
Praktisch: Einmal pro Woche eine progressive Belastung über 3+ Stunden. Die ersten zwei Drittel im Zone-2-Bereich, das letzte Drittel im Zone-3-Bereich oder darüber. Das trainiert deine Fähigkeit, auch bei Ermüdung noch Power zu produzieren.
4. Metabolische Flexibilität trainieren
Metabolische Flexibilität hilft dir, auch bei Ermüdung noch Energie zu produzieren. Du trainierst das durch längere Belastungen mit reduzierten Kohlenhydraten.
Praktisch: Einmal pro Woche eine lange Zone-2-Einheit (3+ Stunden) mit reduzierten Kohlenhydraten (z.B. 30g KH/Stunde statt 60g). Das trainiert deine Fettverbrennung und verbessert deine metabolische Flexibilität.
5. Mentales Training für zentrale Ermüdung
Zentrale Ermüdung entsteht im Gehirn. Mentales Training hilft dir, auch im ermüdeten Zustand noch konzentriert und motiviert zu bleiben.
Praktisch: Während langer Einheiten fokussiere dich auf Pacing, Atmung und mentale Resilienz. Lerne, auch bei Ermüdung noch konzentriert zu bleiben. Visualisiere deine Wettkampfsituation.
Praktisches Beispiel: Durability-Training für Triathleten
Woche 1-4 (Basisphase): 3x lange Zone-2-Einheiten pro Woche (2-4 Stunden). Fokus auf aerobes Volumen und metabolische Flexibilität.
Woche 5-8 (Aufbauphase): 2x lange Zone-2-Einheiten + 1x Brick-Session pro Woche. Fokus auf spezifische Ermüdungssituationen.
Woche 9-12 (Wettkampfphase): 1x lange Zone-2-Einheit + 1x Brick-Session + 1x progressive Belastung pro Woche. Fokus auf Wettkampfsimulation.
Siehst du den Unterschied? Statt nur isolierte FTP-Intervalle trainierst du gezielt deine Durability. Das verbessert deine Wettkampfleistung deutlich mehr als traditionelles Training.
6. Durability messen und überwachen
Derzeit fehlen standardisierte Testprotokolle für Durability. Aber du kannst deine Durability indirekt messen, indem du deine Leistung nach langer Belastung testest.
Praktisch: Nach 3-4 Stunden Zone-2-Belastung einen 20-Minuten-Test durchführen. Vergleiche die Leistung mit deinem frischen 20-Minuten-Test. Die Differenz zeigt dir deine Durability. Je kleiner die Differenz, desto besser deine Durability.
7. Saisonal variieren
Forschung zeigt, dass Durability über eine Saison hinweg stark variiert. Plane dein Training so, dass du Durability gezielt in der Wettkampfphase trainierst.
Praktisch: In der Basisphase fokussiere dich auf aerobes Volumen. In der Aufbauphase füge Brick-Sessions hinzu. In der Wettkampfphase simuliere Wettkampfsituationen. Das optimiert deine Durability für den Wettkampf.
Die wichtigste Regel: Durability ist kein Selbstzweck. Es ist ein Werkzeug, das dir hilft, im Wettkampf besser zu performen. Trainiere es gezielt, aber nicht isoliert. Die Kombination aus aerobem Volumen, spezifischen Ermüdungssituationen und mentalem Training macht den Unterschied.